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Intelligenzforschung: Neue Antworten, alte Wahrheiten und viele Kontroversen...

Bildquelle: https://www.cambridge.org/core/books/neuroscience-of-intelligence/F1A9A3B6EE6C39C0D8859EA4F55DB80F
The Neuroscience of Intelligence Richard J. Haier University of California, Irvine, 2017. Bildquelle: https://www.cambridge.org/core/books/neuroscience-of-intelligence/F1A9A3B6EE6C39C0D8859EA4F55DB80F

Intelligenz-forschung: Ein Update.  Ein neus Buch von Prof. Richard J. Haier

In dem Buch werden alle aktuelle Ergebnisse aus der Intelligenzforschung präsentiert. Eindrucksvoll wird dabei geschildert, welche neue Erkenntnisse durch die europsychologische Forschung entstanden sind. Ich finde in dem Buch einerseits wenig Neus. Andererseits werden bereits bekannte Aspekte der Intelligenzforschung präzisiert und noch genauer beschrieben. Hier einige Punkte, die mich besonders bewegt haben:

  1. Intelligenz wird zu 50 bis 80 % vererbt. Die neueren Untersuchung zeigen, dass die Vererbung höher als bisher angenommen ist. Mit dem Alter (ab ca. Pubertät) reduziert sich der Einfluss der Umwelt. Dabei zeigt die genetische Forschung, dass die Intelligenz durch mehrere genetische Faktoren vererbt wird. Es lassen sich einerseits die Faktoren wie Geschwindigkeit der kognitiven Verarbeitung bzw. der Assoziationen zwischen den einzelnen Gehirnarealen unterschieden und andererseits divers Gedächtnisfunktionen, die die Funktionalität der Intelligenz positiv (bzw. wenn sie nicht funktionieren negativ) beeinflusse. Prof. Haier präsentiert dazu ein Modell der kognitiven Verarbeitung. Ich entdecke darin eine Bestätigung für G-Faktor der allgemeinen Intelligenz. Dann: Verschiedene Faktoren fließen in die Intelligenzausprägung, die Mischung kann von Mensch zu Mensch variieren. aber die generelle Stärke lässt sich messen und wird vererbt.
  2. Die Ausprägung der Intelligenz, mit dem IQ gemessen, erlaubt eine zuverlässige Bestimmung des Bildungserfolgs. Eine Fülle an weiteren variablen (wie z.B. Gesetzestreue) lassen sich mit dem IQ ebenfalls voraussagen.
  3. Die Intelligenz ist an die Funktionsweise des Gehirns gebunden. Es lassen sich mit den neuen bildgebenden Verfahren eindeutige Mechanismen beschreiben, die eine Intellignezleitung auf der neuronalen und europsychologischen Ebene bestimmen.

Als Ausblick befasst sich der Autor mit einigen Themen, die höchst relevant für die Gesellschaft sind: 

Was passiert, wenn wir in der nahen Zukunft (und er redet hier über die nächsten 10 bis 20 Jahre) die Gene noch genauer seqenzieren können und bereits vor der Geburt sagen können, wie wahrscheinlich ein IQ ist? Wird es ethisch vertretbar sein, wenn die Eltern ein Kind mit einem niedrigen IQ nicht mehr wollen? Oder bei künstliche Befruchtung die Zellen nach Wahrscheinlichkeit des Bildungserfolgs aussuchen?

Oder auch: Wie geht die Gesellschaft damit um, wenn es möglich sein wird durch z.B. Manipulation des Genoms die Intelligenz zu erhöhen? Z.B. präventiv Lernbehinderungen (und damit verbundene intensiv pädagogische Betreuung) zu vermeiden? Wir die Frage der systematischen Intelligenz-Verbesserung womöglich über die Wettbewerbsfähigkeit der Nationen entscheiden?

Das sind hechtrelevante Fragen, die in meiner Einschätzung bald heftige Debatten auslösen werden.

 

Hier ein Link zu dem Interview mit Prof. Haier, in dem die Kernthesen des Buches zusammen gefasst werden: https://youtu.be/zQI6nGak8sU 


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